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15.02.2012

Im Zen legen wir unsere Masken ab

Von Hinnerk Syobu Polenski

Nach Karneval, Fastnacht und Fasching ist jetzt "alles" vorbei. Wirklich? Richtig ist, die Masken sind wieder abgelegt,die "Fastenzeit" hat begonnen. Da gibt es durchaus paralellen zum Zen. Nur im Zen ist es genau umgekehrt. Da legen wir zwar auch unsere Masken ab, schälen Schicht für Schicht die *Zwiebel*, die unseren wahren Kern umhüllt.

Doch: am Ende, wenn wir fertig sind, die Zwiebel geschält ist, dann beginnt keine karge Zeit, im Gegenteil: am Ende beginnt das *wahre Leben*. Im Zen ist es also gerade anders herum. Die Masken, die Rollen, die wir im Laufe unsere Lebens an- und übernommen haben, hindern uns an der Feier und dem Spaß im und am Leben. Erst wenn diese abgenommen sind, erwacht der Mensch zu seinem wahren Wesen.

Wenn wir einmal beginnen, uns bzw. unsere Gedanken zu beobachten – im Zazen, dann werden wir uns immer neuer „Schichten“, ich meine damit Handlungsmuster und erlernte, anerzogene Verhaltensweisen, bewusst. Die führen dann zu Reaktionen und Verhalten, das wir nicht wirklich sind. Und es sind viele solcher Schichten da. Wenn die groben Schichten fort sind, kommen die feineren Schichten zum Vorschein. Und mit denen umzugehen ist nicht einfacher – im Gegenteil.

Im Zen schälen wir Zwiebeln

Viele Dinge, die Jahre zurück liegen, wirken heute auf unser Leben. Je tiefer wir also in unseren Geist hineintauchen, desto weiter gehen wir auch in unserer Kindheit zurück, manchmal sogar in vergangene Leben. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Viele Dinge, die ihr vergessen habt, sind dann plötzlich wieder da. Nichts geht jemals verloren.

Wenn wir jedoch immer weiter und weiter schälen, kommt ein Augenblick, in dem es plötzlich – zunächst nur für einen kurzen Moment - leer ist. Alle Schichten sind weg. Wenn wir an diesem Punkt ankommen, an dem wir nichts mehr finden können, sind wir in unserem inneren Sein angelangt. Dieses Sein hat keine Schicht mehr, da ist nichts mehr, was es eingrenzt oder einengt. Dann sind wir frei. Dann sind wir der fließende Fluss geworden, den nichts mehr behindert. Da ist die Welle dann der Ozean und der Ozean ist die Welle.

Was genau passiert in der Meditation?

Was genau passiert in der Meditation, was „tun“ wir, wenn wir sitzen? Jeder hat ein Bild von sich selber, ein Konstrukt, das in einer Äußerlichkeit ist – und das meine ich auch mit Landkarte – aber, je tiefer ihr in euch selber „reingeht“ im Zen, habe ich mich irgendwie geklärt und gereinigt. Nicht das alle negativen Dinge weggegangen sind oder sich aufgelöst haben, aber es ist eine Klarheit gekommen. Ich habe sehr viel mehr über mich erfahren, über mein Selbst, so wie ich mich wahrnehme, die Welt wahrnehme.

Es ist so, wenn ich sitze, dann sitze ich und kann mittlerweile relativ lange ohne Gedanken sein – ich bin dann weg. Und nach einer gewissen Zeit verändert sich etwas, da passiert etwas in mir. Wenn ich das intellektuell ausdrücke, kann ich sagen, meine eigene Konstitution, meine Wirklichkeit, mein Selbst hat sich verändert. Das trifft das Bild mit den Zwiebeln-Schalen. Es ist plötzlich da. Ich grübel nicht darüber nach, warum das so ist oder wie das passiert. Fest steht, es verändert sich im Inneren etwas. Und dann sage ich, aha, so so, das ist gut. Und dabei führe ich mein Leben genauso, wie früher auch.

Zen ist Anhalten

Zen ist erst mal ein Anhalten des Unheilsamen. Unheilsam ist zum Beispiel eine zunehmende Trennung von den in meinem Kopf sich verselbständigenden Gedanken und Vorstellungen, hin zu von Zwängen und Emotionen beeinflussten Wahrnehmungen. „Meine Welt“ auf der einen Seite trennt sich mehr und mehr von der „wirklichen Welt“ auf der anderen Seite.

Ein Beispiel: Ein Mann will ein Bild aufhängen und bemerkt, dass er seinen Hammer verlegt hat. Er überlegt, ob er sich einen Hammer von seinem Nachbarn leihen sollte, dabei kommen ihm Zweifel, da er den Nachbarn überhaupt nicht kennt. Er fragt sich, ob dieser dies wohl auch tun würde. Er steigert sich mehr und mehr herein. „Es wäre doch geradezu nicht-nachbarschaftlich, wenn dieser das nicht täte“, und dann: „Wenn alle sich so verhalten würden!“, „Was für ein Egoist!“. Schäumend vor Wut geht er rüber, in tiefer Überzeugung abgewiesen zu werden. Er klingelt und wettert los, eine Standpauke, die über dem armen Nachbarn herein bricht, dessen Frau vor drei Tagen ins Krakenhaus gekommen ist und dem die Kraft fehlt, überhaupt irgendetwas zu entgegnen.

Das ist unheilsames Wirken, jeden Tag hundertemal, kleiner, weniger offensichtlich, unsichtbarer, aber nicht weniger blind. Hier fehlt der Mensch, es gibt nur Ego, Person. So schwingen tausende kleine Gedanken, Gefühle, Worte und Taten zu zehntausenden kleinen und manchmal auch großen Formen und Erscheinungen unserer Welt. Über Jahre und Jahrzehnte gefriert dies zu einer immer enger werdenden Form von „Meinem Leben“. Der Mensch hat immer weniger Raum.

Zen ist ein Anhalten dieses Prozesses. Ein Gewahr werden von Unfreiheit und Verstrickung, ein Weg Schritt für Schritt in die Freiheit, ein Ablegen von Masken. Erst mal geschieht dies „nur“ in der Übung, dem Zazen. In einem geschütztem Raum von Stille, Kraft und Disziplin, auf meiner 90 mal 90 Zentimeter großen Sitzmatte jeden Morgen. Jeden Morgen übe ich, beobachte ich, was passiert wenn dieses zu Ruhe kommt, ich zu Ruhe komme.

Wer bin ich? Wer bin ich, wenn dieser Wahnsinn anhält? Wer bin ich, wenn meine Welt Frieden findet?

Wenn der Geist still wird, wird die Welt wahr.

Still, Kraftvoll, Friedvoll und Klar.
 


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