Cookie Consent by Privacy Policies Generator website Einstellungen ändern
11.03.2013

Der Weg, der mich nach Hause führt - Erfahrungsbericht eines Zen-Schülers

Erfahrungsbericht einer Zen-Schülerin: Sybille, 51, zwei Kinder, Patchwork-Mutter, Führungskraft

Ein früherer Kollegen schwärmte mir ein halbes Jahr lang vom Zen vor. Irgendwann begleitete ich ihn zu einem Zen-Abend. Und seitdem gehe ich alle zwei, drei Wochen dorthin. Eines Abends war der Zen-Meister dieser Gruppe dabei. Ich ging gespannt zu ihm ins Dokusan, einem Gespräch zwischen Schüler und Lehrer, das in einem besonderen Raum stattfindet. Diese Begegnung berührte mich in meinem Inneren, ein ganz tiefes Gefühl. Sicher befand ich mich auch vor dieser Begegnung schon auf einem spirituellen Weg, fühlte mich aber ein bisschen verloren, ohne einen Hafen. Als ich mit dem Zen-Lehrer sprach, wurde mir klar: „Das kann der Hafen sein, den ich immer gesucht habe, hier kann ich weitermachen.“

Seit diesem Abend meditiere ich auch regelmäßig zu Hause. Das binde ich aber nicht jedem auf die Nase. Viele in meinem Umfeld wissen zwar, dass ich Zen praktiziere, aber nicht die Kollegen in der Firma. Dennoch nahmen gerade diese schnell wahr, dass sich etwas verändert hatte, dass ich gelassener wurde.

Das ist eineinhalb Jahre her. Seitdem hat sich meine Praxis – also das Meditieren – weiterentwickelt, intensiviert. Ich sitze morgens eine halbe Stunde auf dem Meditationsbänkchen, manchmal noch ein bisschen länger. Bisweilen bin ich überrascht, dass ich 40 oder sogar 45 Minuten gesessen habe und ganz bei mir war.

Dieser Zustand, dieses „Bei-mir-sein“, bedeutet für mich: Anstatt meine Antennen nach außen zu richten, richte ich sie nach innen und versuche, in mich hineinzuschauen, in mich hineinzuhorchen. Ich konzentriere mich auf meine Gefühlswelt und spüre: „Fühle ich mich leicht an? Drückt oder blockiert da irgendetwas?“

Begegnungen mit dem Selbst

Manchmal erlebe, fühle ich dann auch etwas, was ich im weitesten Sinne als Begegnung mit mir selbst, mit dem „Geist“, dem „Göttlichen“ – da gibt es ja ganz viele Ausdrücke – bezeichne. So etwas ist schwer zu beschreiben. Es ist ein Glücksgefühl, das relativ kurz anhält. Es ist so wie eine kleine innere Glückseligkeit. Dieser kleine Moment aber macht mich ganz leicht und frei. Und die Erinnerung daran wirkt nach.

Ich musste einmal zwei Monate wegen Schulterproblemen pausieren – der Unterschied war spürbar. Wenn ich nicht meditiere, fehlt einfach ein wenig mehr Gelassenheit. Dann bin ich weniger im Fluss. Wenn ich im Fluss bin, fügen sich viele Dinge von alleine. Es gibt dann z. B. schöne, passende Begegnungen. Es passiert zum richtigen Augenblick.

Natürlich gibt es auch Tage, an denen ich denke: „Jetzt ist mir diese halbe Stunde im Bett doch noch wichtiger.“ Dann gehe ich trotzdem an meinen Meditationsplatz und sitze einfach nur fünf Minuten. Es geht darum, dranzubleiben. So ist der Zen-Weg eher leicht für mich. Ich bekämpfe mich oder „mein Ego“ nicht. Ich schaue mir an, was ich tue, was ich empfinde, und stelle fest: „Ah ja, das ist jetzt so, das gehört auch zu mir.“

Ich bin empfindsamer geworden

Ich bin auch empfindsamer geworden. Diese Erhöhung der Empfindsamkeit spüre ich. Zuerst fragte ich mich: „Was ist denn bloß mit dir los? Warum reagierst du jetzt auf viele Dinge, ist doch gar nicht deine Art?“ Also fragte ich meinen Lehrer, ob das vom Zazen kommen kann. „Natürlich“, bestätigte er, „natürlich kommt das daher.“

Ich bin emotionaler geworden, die Tränen fließen schneller, mich berühren viele Dinge, Begegnungen, Menschen eher in meinem Herzen. Und es gibt Momente, da weiß ich genau, ich tue jetzt etwas, wasich nicht mit Logik begründen kann – aber ich weiß genau, das muss ich jetzt tun. In diesen Situationen bin ich sehr im Kontakt mit mir selbst.

Ich glaube, dass letztlich alle spirituellen Wege einen gemeinsamen Ursprung und ein gemeinsames Ziel haben. Die Namen lauten nur anders. Doch sollte ich beschreiben, was „mein Ziel“ ist, dann fiele mir das schwer. Ich kann sagen: „Der Weg ist das Ziel“, das kennen viele. Ich möchte mein Bewusstsein erweitern. Doch ob das mit einem „großen Sprung“ geschieht, oder ob es ein Weg ist, der mit kleinen Schritten zum Ziel führt – ich weiß es nicht. Ich lasse mich überraschen. Ich weiß aber genau, dass dies der Weg ist, der mich nach Hause führt.

Ich glaube jedenfalls, da ist ganz viel, was wir nicht wahrnehmen. Indem ich meine Antennen oder mein Bewusstsein verfeinere und sensibilisiere, „sehe“ ich mehr. Das erfahre ich jetzt schon manchmal wenn ich in anderen Menschen ihr Wesen wahrnehme. Und ich möchte das gerne weiter intensivieren.

Wichtig ist für mich auch die Gemeinschaft mit anderen, die einen ähnlichen Weg gehen. Deshalb nehme ich an den wöchentlichen Treffen teil. Ich brauche diese Regelmäßigkeit. Ich merke, dass die Energie in der Gruppe intensiver ist, als wenn ich alleine meditiere. Und ab und zu brauche ich auch ein Sesshin, ein Seminar, weil auch das für mich Weiterentwicklung bedeutet.

Meditation führt mich und auch andere Menschen zu einer größeren Zufriedenheit. Ich versuche, mich einfach dem Fluss des Lebens hinzugeben, und dann fügt sich schon alles. Meine Erfahrung ist, gehe ich analytisch an die Dinge, dann stehe ich mir nur selbst im Weg.

Die Form wirkt hart

Viele sagen zu mir, Zen sei hart, asketisch. Und sie verstehen nicht, wie ich als Frau Zen praktizieren kann. Sie sehen nur die strenge, japanische Form. Ich bezeichne mich selbst überhaupt nicht als „hart“ – und es wird auch nicht vorausgesetzt, hart zu sein, um diesen Weg zu gehen. Man kann auch weich sein und sich trotzdem in diese Form fügen. Ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und Ausdauer ist allerdings hilfreich. Aber es war bis jetzt zu keinem Zeitpunkt so, dass ich dachte, das geht gar nicht mehr. Auch nicht in einem siebentägigen Sesshin, dem Rohatsu. Ich bin durchaus bereit, Grenzerfahrungen zu machen, aber wenn Grenzen bei mir überschritten werden, dann sage ich klar, nein, ich mache nicht mehr mit. Aber diese Situation gab es für mich im Zen noch nicht.

Ich kann also sagen, Zen ist ein heilsamer Weg für mich.


03.11.2023
Begegnung mit meinem Zen-Lehrer Kossan!

29.11.2022
Ein Vortrag vom Meister: Fülle und Erfüllung - Endlich Erfüllt Leben

04.05.2022
Eintauchen ins Grün!

12.12.2020
Die große Umkehr - Das Lankavatara-Sutra - Hinnerk Polenski

28.10.2020
Video-Vortrag von Zen-Meister Hinnerk Polenski: Was bedeutet Leidfreiheit?

04.07.2020
Video-Vortrag von Zen-Meister Hinnerk Polenski: Die Weisheit der Unsicherheit 

24.02.2020
Zen-Meister Hinnerk Polenski: Was ist Erleuchtung?

20.02.2020
Zen-Meisterin Doris Zölls zu Besuch im Zen-Kloster Buchenberg

18.12.2019
Der Weg der Meditation -
Die 4 Meilensteine des Zen

06.10.2019
Authentisches Zen: Oi Saidan Memorial Dai Sesshin im Zen Kloster Buchenberg

15.09.2019
Zen-Meister Hinnerk Polenski: Hara - Was ist Lebensenergie?

28.08.2019
Zum dritten Mal zu Gast im Zen-Kloster Buchenberg: Khen Rinpoche Geshe Pema Samten

10.05.2019
Zen-Meister Shi-In Kutsu Roshi (Ko-san) zu Besuch im Zen-Kloster

07.05.2019
Zwei Sensei (Zen-Lehrer) ernannt

06.05.2019
Dancing Buddhas 2019 - Unser Sommerfest

15.11.2018
Ist Pippi Langstrumpf eine Zen-Meisterin? - Zen und innere Freiheit

08.11.2018
Wenn nicht jetzt, wann dann?

09.10.2018
Abschied vom Osterberg-Institut - und ein letztes Zen-Seminar dort

30.08.2018
Die dreifache Mitte des Menschen

19.05.2018
Unser Zen-Kloster braucht eine Dachsanierung - Bitte helft

01.05.2018
Angst im Herzen auflösen

09.03.2018
Oi Saidan Roshi ist gestorben

01.12.2017
Leidfreie Wirklichkeit - Teisho von Zen-Meister Hinnerk Polenski

22.11.2017
Khen Rinpoche Geshe Pema Samten zu Besuch im Zen-Kloster Buchenberg

01.08.2017
Meditieren lernen - Das geerdete Herz

30.07.2017
Betriebsruhe und Klausur

29.07.2017
Meditieren Lernen

09.06.2017
Zen-Kloster Buchenberg und Zen-Meister Hinnerk Polenski im SWR

15.05.2017
Neuerscheinung: Das Leben ist ein Geschenk

30.03.2017
Shiroto - als Laie im Zen-Kloster

01.03.2017
Auszeit im Zen-Kloster

17.02.2017
Energie Tanken im Zen - Zen-Meister Hinnerk Polenski

31.12.2016
Winterpause im Zen-Kloster Buchenberg

30.11.2016
Das Herz heilen

12.10.2016
Rechte Anstrengung - Rechte Achtsamkeit - Rechte Hingabe

01.10.2016
Nachlese: Dancing Buddhas - Das Daishin Zen Sommerfest 2016

01.09.2016
Krankheit und Dharma — Unterstützung oder Widerspruch?

30.08.2016
Führung ist Verantwortung und der Beginn ist die Selbstverantwortung

15.08.2016
Abschied von Ulrike Jiun Wischer

22.06.2016
Neuerscheinung: Die Zen Gebote des Kochens

21.06.2016
Rinpoche Sangngag Tenzin zu Gast im Zen-Kloster

20.06.2016
Kreativität ist die Schöpfung aus dem Potential der Gegenwart

31.03.2016
Angst ist nicht die Antwort - Ein Zen-Sesshin im Norden

29.03.2016
Eröffnung einer Zendo in Salzburg

05.02.2016
Rohatsu Sesshin 2016: Wenn das Viele zu Einem wird...

21.12.2015
Reiko Mukai Roshi zu Gast im Daishin Zen Kloster

20.12.2015
Meister Rinzais Erleuchtung

19.12.2015
Weihung der fünf Dhyani-Buddhas im Zen-Kloster Buchenberg

17.09.2015
Der Weg zur rechten Meditation

13.09.2015
Ein Kloster entsteht – der Sommer im Daishin Zen Kloster und Seminarzentrum Buchenberg

10.09.2015
Im Land der Teezeremonie – Japan entdecken - ein Reisebericht

31.05.2015
Der Weg zu unendlicher Freude

25.05.2015
Der Weg des Zen und die Dhyani-Buddhas

21.05.2015
Nepal nach der Katastrophe - Botschaft von Sangngnak Tenzin Rinpoche

20.05.2015
Ein Buddha für jeden Tag - Ein atemberaubendes Museum in Traben-Trarbach

27.03.2015
Klostertor-Einweihung in Buchenberg

25.03.2015
Nachklang vom Dezember-Rohatsu 2014 - und ein neuer Meditationslehrer des Daishin Zen

22.03.2015
Viele neue Zendos des Daishin Zen entstehen - Und Daishin Zen Stuttgart hat ein eigenes Zentrum

20.03.2015
Hinnerk Polenski - Herzweisheit, der Weg im Glück

09.02.2015
Snowy Zazen – Rohatsu im Seminarzentrum Buchenberg

28.11.2014
Samadhi - die Jhana-Stufen

27.11.2014
Eine Vision ist lebendig geworden - die ersten Zen-Seminare im Daishin Zen Seminarzentrum Buchenberg

26.11.2014
Weisheit und großes Herz

12.08.2014
Klosterweihe durch zwei Zen-Meister

03.08.2014
Die Sangha legt Hand an

01.08.2014
Die Angst vor dem Leben besiegen

27.05.2014
Freude ist der Motor | Übung ist Anstrengung auf dem Weg in die Freiheit

28.03.2014
Das Leben ist ein Geschenk

23.03.2014
In der Mitte liegt die Kraft: Mit Zen gelassen bleiben in der Arbeitswelt

28.02.2014
Das Daishin Zen-Kloster und Seminarzentrum Buchenberg/Allgäu - Erste Schritte

28.02.2014
Der Weg zwischen Konzentration und Hingabe

28.02.2014
Der Weg zur "Erleuchtung"

15.12.2013
"Ishin Denshin – von Herz zu Herz"

29.10.2013
Daishin Zen hat ein Zuhause - Zen-Kloster und Seminarzentrum im Allgäu

16.10.2013
Die Kraft der Konzentration und des Loslassens

15.10.2013
Vierstufiges Ausbildungssystem vom Zendo-Leiter zum Zen-Trainer

05.09.2013
Der Weg von Geist in Materie ist Heilung, ist Schöpfung

04.09.2013
NEU: Daishin Zen TV Live- für alle offen

15.07.2013
Samadhi ist eine Dusche, die alles Belastende von euch abspült

14.07.2013
Wer es weiß, der sagt es nicht. Wer es sagt, der weiß es nicht.

29.05.2013
Der Umgang mit unheilsamen Gefühlen

28.05.2013
Mit der Natur im Reinen

12.04.2013
Erwacht durch einen einzigen Regentropfen

11.04.2013
Zen mit Freude und Leichtigkeit

09.04.2013
Hinnerk Syobu Polenskis Reise in die Heimat des Medizin-Buddha

12.03.2013
Thich Nhat Hanh, Willigis Jäger und Hinnerk Syobu Polenski: Ein Buddha ist nicht genug

11.03.2013
Der Weg, der mich nach Hause führt - Erfahrungsbericht eines Zen-Schülers

10.03.2013
Demut ist der Schlüssel zu Freiheit und Glück

02.02.2013
Wir glauben an die Freiheit jedes Menschen

01.02.2013
Begegnung mit mir selbst - Erfahrungsbericht eines Zen-Schülers

01.02.2013
Jeder Moment ist Ewigkeit, und Ewigkeit ist jeder Moment - Ein Artikel in der ZEIT: Lebenskunst - jetzt oder nie

02.01.2013
Jeder Augenblick ist ein Universum

21.12.2012
Zen, der Weg des Heilens - Teil 2: Heilung und Heiligkeit in mir

20.12.2012
Und irgendwann passiert das Wunderbare: das Leben unterstützt uns, weil wir das Leben selber sind

30.11.2012
Zen, der Weg des Heilens - Teil 1: Entwickle das Heilsame in dir

29.11.2012
Und plötzlich „sah“ ich die Blüte zum ersten Mal

30.10.2012
Der direkte Weg zu Freiheit, Kraft und Stille -

29.10.2012
Ich denke, also bin ich (unglücklich )

27.09.2012
Ein Ort des Friedens und der Freude - Warum Daishin Zen jetzt ein Zuhause braucht

26.09.2012
Meine Vision - ein Kloster nach japanischem Vorbild

25.09.2012
Konflikte anders erleben und lösen -
Mit Zen zu einem neuen Verständnis für meine Familie

25.08.2012
Von Abhängigkeit zur Freiheit -
aus der Freiheit entstehen Liebe und Erfüllung

24.08.2012
Warum denken wir unaufhörlich ?

15.07.2012
Hier und jetzt - in Freiheit leben

14.07.2012
„Atem geschehen lassen, voll zulassen“ - Zen und Yoga

15.06.2012
Bilder vom Sommersesshin Mai 2012 - Osterberg-Institut

05.06.2012
Hallo Widersacher, da bist du ja. Ich kenne Dich.

05.06.2012
Leadership plus Zen gleich Ethik

04.06.2012
Von der Form in die Freiheit

03.06.2012
zum Nach-Hören: Hinnerk Polenski im WDR5-Tischgespräch

19.03.2012
Wir brauchen den Lehrer im Außen, um unseren inneren Führer zu finden

15.02.2012
Im Zen legen wir unsere Masken ab

06.02.2012
„Hör auf zu denken, sei einfach glücklich“

05.02.2012
Hinnerk Polenski zu Gast bei Bärbel Schäfer auf hr3

01.02.2012
Zen-Reise mit dem MeridianSpa

22.01.2012
Rohatsu, eine Etappe auf dem Weg zur Bergspitze

21.12.2011
Fragen an den Zen-Meister

31.10.2011
Kloster-Klause Kükelühn eröffnet

22.07.2011
Hinnerk Polenski zu Gast im NDR bei Tietjen und Hirschhausen

23.05.2011
Ein Kurz-Sesshin in München - Zen und Grüner Tee

15.05.2011
Daishin Zen im Japanischen Tee-Pavillon in Hamburg

28.03.2011
Erfolgreiches erstes Zen Seminar für Ärzte

15.03.2011
Erdbeben, Tsunami und Atom-Unfall in Japan

31.01.2011
Rohatsu 2011 - Der Weg des Daishin Zen

08.11.2010
Vortrag von Hinnerk Syobu Polenski: Kraft und Energie - Zen und die Frage "Gibt es in uns selbst eine Kraft, die nicht bedingt ist?"

30.10.2010
Stern Gesund Leben: Beim Zen-Seminar die Mitte gefunden

29.09.2010
Neuerscheinung: Die Linie im Chaos - Zen, Ethik, Leadership

30.08.0016
Führung ist Verantwortung und der Beginn ist die Selbstverantwortung