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Was ist Kraft ? (II)- Raumunendlichkeit

Teisho - Zen-Meister Hinnerk Polenski
Daishin Rinzai Zen Sesshin 16. Oktober 2016

 

Was ist Kraft, und was bedeutet Kraft für uns in der Meditation? 
Kraft ist der Fokus auf einen Punkt der Selbstüberwindung, das Durchbrechen eines Hindernisses, einer Fessel, einer Kette, die Kraft auf einem Punkt der Selbstbefreiung im besonderen Moment. Kraft ist aber auch nicht nur dieser männliche Aspekt, sondern die weibliche, die unendliche Ausdauer, die nie anhält, die immer ist, in einer Übung, in einer Ausrichtung, einer Ausrichtung auf Bodhicitta, Erleuchtungsgeist. Die wie Lao, das Wasser ist, das in einem Bergsee 3000 Meter in der Höhe liegt, hunderttausende von Tonnen Wasser liegen dort, das Potential, irgendwann findet das Wasser einen Weg und stürzt zum Meer, und fließt zum Meer, und findet seinen Weg, Lao, die Ausdauer. 
Der Weg braucht, um überhaupt zu entstehen, große Kräfte, Balas, denn der Weg ist die Selbstüberwindung des sich im Kreise drehenden Menschen. Wie ihr wisst, ist Hara - die Übung des Ausatem, als Ki, die Lebensenergie, den Ausatem in den Unterbauch fließen zu lassen, in das Zentrum unserer Kraft - ein Weg, und am Anfang der Weg, Kraft zu sammeln. Hier unterscheiden wir die Hara-Übungen, die eher mental sind, wie die Lotus-Übung, von den Hara-Übungen, die körperbezogen sind, wie die Samurai- oder die fünffache Hara-Atmung, und viele andere. Ebenso auch das Qi Gong, das Kiko Do, das ein Teil des Zen seit alter Zeit ist. So ist die Übung des Pferdes, ein Teil des Daishin Zen, des übenden Weges, seit ewigen Zeiten ein Teil des Zen, und geht wahrscheinlich auf Bodhidharma zurück.  
Hara und die Übungen des Hara sind aber nicht die einzige Form der Aufnahme oder besser gesagt des Bewusstseins von unendlicher Kraft.  Es gibt Momente, zum Beispiel, wenn ich sehr krank bin oder außergewöhnlich erschöpft, wo ich nicht mehr die kleine Initiation von Kraft habe, um größere Kräfte zu öffnen, oder aber, wenn ich selber in einem Zustand bin, in dem keine Wirkung mehr sinnvoll ist, oder aber ich auf einem Weg bin, der so weit weg ist von dem, was das eingeschränkte Ich ist, dann kann ich etwas entdecken: Es gibt eine Ebene der Kraft, die unabhängig ist von der Hara-Übung. Das ist das Verständnis, das der unendliche Raum selber unendliche Kraft ist. Der offene weite Raum, der Raum selber, ist reine Kraft, ohne Anfang, ohne Ende, und endlos. Ich kann dieser Raum sein, dann bin ich diese Kraft, oder besser gesagt: Niemand ist mehr da außer dieser Kraft. Jetzt verstehe ich an dieser Stelle, in diesem Zustand von Raumunendlichkeit, warum RAUM reine Freude ist.
Ich verstehe, warum Kraft, Lebens-Energie, Ki, Chi, Fokus oder Ausdauer so wichtig ist: Weil in der Kraft ein Geheimnis liegt, und das Geheimnis der Kraft ist die Raumunendlichkeit selber. Jetzt lösen wir uns von allen Vorstellungen, allen Übungen des Ki, und des Hara, und des Qi Gong, und Kiko Do, und sind reiner  unendlicher weiter offener Raum. Hier gibt es keine Unterscheidung mehr zwischen Kraft und Kraftlosigkeit, keine Unterscheidung mehr. 
Diese Raumunendlichkeit öffnet sich durch die Übung der Jhana-Stufen, von den vier weltlichen in die fünfte, überweltliche, denn das ist die Raumunendlichkeit. Sie öffnet sich durch die Initiation, durch das Sein von offener Weite und reinem Raum. Solange aber eine irgendwie geartete Bewegung ist, ein Wechsel von hier und nach dort, von Übung und Nicht-Übung, so lange ist es verschlossen. Und der Sinn der Raumunendlichkeit beschränkt sich nicht auf das Zazen, das ist eine sehr leichte Übung, aber nicht die Essenz.  Diese offene Weite von Raum lässt sich wunderbar in der Natur üben, deshalb sind wir hier in einem Kloster, in dem der gesamte Ort dies ist, unterstützt zum Beispiel von Rimpoche Sangngag Tenzin, der sein Verständnis von Raumunendlichkeit aus der Vajrayana-Tradition hier geöffnet hat. 
Und das spannende ist: Gibt es einen Unterschied zu dem Zen-Verständnis von offener Weite? Kaiser Wu fragt Bodhidharma... Am Ende sagt Bodhidharma: Nichts von heilig, offene Weite. Offene Weite, nichts von heilig, das ist ein spannender Aspekt. So gibt es verschiedene Zugänge zu Kraft und Energie, die uns immer offen stehen durch Übung, und rechte Anstrengung ist Hara. Kiko Do öffnet es in das ganze System der Einheit von  Körper, Energie und Geist und bringt es in die gelebte Welt. Und Raumunendlichkeit ist das Bezeugen. 

 

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