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Grundlagen des Rinzai Zen I - Absolutes Samadhi

Teisho - Zen-Meister Hinnerk Polenski
Daishin Rinzai Sesshin, März 2017

 

Der höchste Weg ist nicht schwer, lasse nur ab von jeder wählerischen Wahl.
Frei von Begehren und Ablehnung.

Die Grundlagen des Rinzai Zen.

Viel wurde gesagt, viel wurde auch geschrieben zum Thema Daishin Zen in den letzten zehn Jahren.

Daishin Zen ist Daishin Rinzai Zen oder ganz streng: Daishin Hoko-Ji Rinzai Zen.

Immer, wenn der Weg von einem Kontinent in den anderen gegangen ist, wie von Indien nach China, oder von China nach Japan, haben sich die Dinge grundlegend geändert. Das Faszinierende am Dhyana, Chan oder Zen ist, dass durch die großen Meister immer das Beste der jeweiligen Kultur mit eingeflossen ist, was dann auch etwas Neues oder eine neue Weiterentwicklung war. Das Yogacara und das Madhyamaka trafen als Meditations-Buddhismus – Dhyana-Buddhismus - auf den chinesischen Weg, auf das Tao und auf eine großes Reich mit einer alten Tradition und viel Wissen, und so entstand aus dieser Begegnung, aus drei Teilen - aus Yogacara, aus Madhyamaka und aus dem praktischen Taoismus - das Chan.

Das Wissen über den Fluss von Energie wurde viel weiter entwickelt, die Dimension in Indien, die Chakren historisiert, und es gab einen gewaltigen Quantensprung. Genauso war wieder der Sprung auch von China nach Japan, wo das Chan zu Zen wurde, auf Samurai traf, auf ein Land, dass zerrissen war durch Bürgerkriege, und alles Überflüssige flog weg. Es wurde wieder zu einem Praxis-Weg mit dem neuen, alten Wissen des Chan über Ki und Hara, fokussierte es sich zu einem Weg in die Welt hinein, und fand seine unglaubliche, puristische, klare, geradlinige Form. In dem Maße, in dem diese Weiterentwicklung entstanden ist, gab es eben aber auch in den Kontinenten eine Zeit, wo auch das Zen erstarrte, sich mit Dingen, in Dingen auflöste. In Indien waren es sehr, sehr stark die Theorien, die immer komplizierter und komplexer wurden. Und China sagt man nach, dass die Begegnung mit dem Amida-Buddhismus nicht so konstruktiv war, das kann ich nicht beurteilen. Aber es erstarrte immer wieder und das Erstarren ist auch Erstarren in den Mönchsformen gewesen, in der Formalisierung.

Und immer wenn das Zen aus seiner alten Form in einen neuen Kontinent kam, dann ging da nur der Geist des Zen hin, und es war eine Riesenchance. Genauso ist es so, dass hier in Europa durch Pater Enomiya Lassalle und Graf Dürckheim und auch Pioniere wie Thich Nhat Hanh in der zweiten Generation und Willigis Jäger das Zen hier einen tiefen Boden fand, in den Vereinigten Staaten noch viel früher durch Pioniere wie Sokei-An. Und auch hier kam nur der Geist an und gleichzeitig gibt es auch hier etwas, was neu und faszinierend ist. Darüber habe ich viel erzählt. Ich glaube, es ist an der Zeit, hier noch mal den Geist des Rinzai aufleuchten zu lassen. Was ist aus Rinzai hier angekommen? Dann ist es in erster Linie die Essenz des Dharma, die Essenz der Freiheit und ein gigantisches, wunderbares, sehr, sehr einfaches didaktisches System. Dieses einfache didaktische System basiert auf zwei großen Übungsfeldern: das eine Übungsfeld ist das Übungsfeld des Zen im Sitzen – Zazen, und das andere ist das Zen im Alltag. Der Weg ist im Zazen das Absolute zu erfahren, solange bis keiner mehr da ist, der erfährt. Deshalb heißt der eine Pfeiler der Didaktik der Weg zu absolutem Zazen, korrekt heißt es: der Weg zu absolutem Samadhi. Auf dieser Ebene des Weges des Zazen beginnt man in den alten Traditionen mit der Einübung des Hara, der Erdmitte des Menschen.

Über Hara wurde auch schon viel gesagt, ich will heute einen Schritt weitergehen: Das Hara ist der Boden, das Fundament. Ohne Fundament ist es schwer, ein Haus zu bauen. Ohne Fundament ist Samadhi möglich, aber es ist immer ein wackeliges Samadhi. Das Faszinierende, was für mich dazu geführt hat, mich für Zen zu entscheiden, war die unglaubliche Brillanz, Klarheit, tiefe Unerschütterlichkeit dieses Weges in der Welt, auf der Erde, in der Schöpfung - Hier und Jetzt. Dieser Weg beginnt schon auf der Sitzmatte, dadurch, dass wir in einer Form sitzen, die unseren Körper mitnimmt. Der Westen ist gewohnt, eine Form einzunehmen, die den Körper raus nimmt, man nennt dieses bequem. Und dieses ist zutiefst verständlich, wenn ich sehr lange am Schreibtisch, am Computer gesessen habe, dass mir der Rücken weh tut, oder wenn ich körperlich gearbeitet habe, oder viel im Auto gesessen habe, und ich komme nach Hause, dann möchte ich mich bequem hinsetzen, das ist total legitim, wir haben da wunderbare Möbel entwickelt. Das ist legitim und es ist gut, aber es hat mit einem Weg der Befreiung nichts zu tun, sondern es ist ein Weg der Erholung, aber auch gleichzeitig ein Weg der Illusion.

Die gefährliche Illusion liegt darin, dass wir glauben, dass wenn wir den Körper irgendwie weg organisieren und die Empfindungen die damit zu tun haben, dass wir dann in einer Geistform sind, wo alles gut ist. Darin sind wir Experten. Dieses Expertentum beginnt mit irgendjemandem, der auf der Straße liegt und Alkohol trinkt und dem verfallen ist, oder das Ganze unglaublich kultiviert mit teurem Wein betreibt. Es gibt Millionen Möglichkeiten, dieser Wirklichkeit und dem Körper zu entgehen. Das ist das Gegenteil von Freiheit, es ist eine Abhängigkeit mit einem scheinbaren Verdecken des Körperlichen. Wir können diesem Körperlichen nicht ausweichen, weil die Erde und die Schöpfung Körper ist. Die Schöpfung manifestiert sich in der Erde über Materie. Und die Materie an sich nur so, ist erst mal frei von Sinn, aber der Geist auch so ohne Material ist frei von Bindung und ebenfalls frei von Sinn. Die Schöpfung ist die Einheit von Himmel und Erde. Es geht also darum, eine neue Mitte zu finden und einen Körper und damit die Erde und die Schöpfung wieder zurück zu erobern und rauszukommen aus der Verstiegenheit unseres Geistes. Und der erste Schritt dazu ist die Form. Die Form des Sitzens im Zazen.

Natürlich ist es so, wenn man sich bequem hinsetzt, das ist dann bequem, weil der Körper nicht so gespürt wird, und wenn ich dazu Alkohol reinkippe oder andere schreckliche Dinge, dann spüre ich den Körper noch weniger. Ich besitze ein IKEA Sofa, das ist wahnsinnig bequem, und nach einer Zeit lang sitzen bin ich aufgestanden und hatte wahnsinnige Rückenschmerzen. Bequem ist nur dann bequem, wenn es echt ist und den Körper entlastet, aber nicht dazu führt, dass wir in eine Illusion uns versteigen in dem wir den Körper abtrennen. Das funktioniert am Ende nicht. Deshalb ist die Sitzhaltung, die rechte Haltung, weder unbequem noch bequem. Sie erfordert nur das Einüben, niemand soll hier so sitzen - und das ist Daishin Zen -, dass er durchgehend in Schmerzen sitzt und durchgehend sagt: „oh Gott ist das schrecklich.“ Aber niemand soll auch versuchen, sich auf irgendeinen Sofasessel zu setzen, wenn es keine Not ist. Es ist ein Einüben, wo jeder in der Form anfängt, wo er steht. Die einfachste Form ist das Sitzen auf einem Holzbänkchen, weil es alle Bedingungen der rechten Form erfüllt. Die Knie sind tiefer als die Hüfte, der Rücken ist gerade, ausgewogen, der Kopf fällt nicht nach unten, der Kopf fällt nicht nach hinten, er ist gerade, ruht auf den Schultern und die Hände sind in einem Meditations-Mudra zusammengefasst. Entweder in der Soto-Haltung oder in der Samurai-Haltung, also in der Rinzai-Haltung, oder was auch immer. Das ist die Voraussetzung, das ist das äußere Fundament. Dieses äußere Fundament öffnet das innere Fundament, denn hier spiegelt sich die Symmetrie des kleinen Ki-Kreislaufes. Die Hände sind auf dem Hara, ob es in der Rinzai- oder der Soto-Haltung ist. Der Körper ist gerade und die Sitzhaltung ist geerdet. Schon auf einem Stuhl sitzen halbiert die Tiefe - ihr müsst mindestens mehr als doppelt so lange sitzen. Im Stehen ist es eine schwierige Übung, da braucht ihr dann spezielle Chi Gong- Übungen, um im Stehen wieder dahin zu kommen. Das ist die Voraussetzung, hier ist quasi der Sockel, der Ring den wir um den Finger tun, und jetzt kann der erste Diamant eingefügt werden. Das ist der Diamant des Hara - Erdmitte. Der Sinn des Hara ist Kraft, aber nicht um irgendwelche Dinge im Außen zu tun, die noch mehr Leistung und noch toller sind, sondern ihr sammelt die Kraft für die übermenschliche Herausforderung, euch selber zu befreien. Dieses Sammeln der Kraft geht mehr und mehr dann über in Samadhi. Jishu sammai - ist das Ideal des Anfängers und des fortschreitenden Zen-Schülers. Von kraftvoll geerdetem, körperbezogenem Hara in der rechten Haltung, eingeübt, konzentriert, auch durchaus mit Anstrengung, öffnet sich mit Leichtigkeit - Samadhi.

Der Sinn des Samadhi ist das absolute Samadhi. Aus diesem heraus entstehen für den Übenden Erfahrungen. An dieser Stelle entsteht dann auf diesem Zazen-Weg ein weiterer wichtiger Pfeiler, das ist auf der einen Seite das Taiwa mit erfahrenen Schülern, die die Übung noch einmal korrigieren, die Sitzhaltung erläutern, und der Meister, um das Samadhi zu vertiefen, gemeinsam mehr und mehr abfallen zu lassen, oder aber über Erfahrungen zu sprechen. Das ist absolut kein Tabu - über spirituelle Erfahrungen zu reden. Man sollte sie nur nicht nach außen posten und sich damit erhöhen, das ist Unfug, das ist verrückt, wenn man das tut. Man kann sich mit sportlicher Leistung brüsten, das ist durchaus legitim so, dann kriegt man eine Medaille, das ist okay so. Aber auf der spirituellen Ebene ist das ein Widerspruch an sich. Was ist Samadhi eigentlich? Samadhi ist der Weg zur Selbstvergessenheit. Das üben wir ein, und anstelle des Selbst, des Ego-Ich-Selbst, ja was passiert da?

Das ist jetzt euer Weg.

Rechte Haltung – Hara.

Der Weg von der äußeren zur inneren Form – Samadhi.

Von der Form zur Formlosigkeit.

 

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